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Nationaler Bildungsbericht: 10 Punkte für eine bessere Bildung

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Der heute veröffentlichte Nationale Bildungsbericht 2018 „Bildung in Deutschland“ macht deutlich, dass sich Bildungsinvestitionen sowohl für den Einzelnen aus auch gesamtfiskalisch lohnen. Der Bericht beschreibt Fortschritte, betont aber auch gewaltige Herausforderungen und Versäumnisse bei Durchlässigkeit, Fokussierung auf Qualität und Versorgung an Lehrkräften. Diesen Befunden sollte sich die Politik dringend annehmen. Wie eine konkrete Reformagenda aussehen könnte, haben wir beim INSM-Bildungsmonitor 2017 gezeigt und den Finanzbedarf der öffentlichen Hand von 12 Milliarden Euro pro Jahr beziffert.

Der Nationale Bildungsbericht 2018 fordert einen Aus- und Umbau des Bildungssystems – zum Beispiel durch zusätzliche Plätze und mehr Qualität an KITAs und mehr Ganztagsschulen. Die Durchlässigkeit im Bildungssystem sollte deutlich erhöht werden, Chancen von der Herkunft stärker entkoppelt werden. Generell wichtig ist laut Bericht auch eine stärkere Verständigung über Qualitätsmaßstäbe im Bildungssystem und eine koordinierte Steuerung als Gemeinschaftsaufgabe. Wie ein Aus- und Umbau des Bildungssystems konkret erreicht werden könnte, um Durchlässigkeit zu erhöhen und Wachstumschancen zu stärken, zeigte der INSM-Bildungsmonitor im Vorjahr in einem 10-Punkte-Programm:

  1. Die Durchlässigkeit muss weiter erhöht werden: Trotz Verbesserungen, ist in Deutschland der Bildungsstand weiterhin eng mit dem sozialen Umfeld verknüpft. Um diesen Zusammenhang abzubauen, kommt der frühkindlichen Bildung eine wichtige Rolle zu. Um aber weitere Fortschritte zu erzielen, ist es besonders wichtig die Qualität der frühkindlichen Bildung zu stärken und Rahmenbedingungen für eine bessere Schulqualität zu setzen.
  2. Flüchtlingsintegration verbessern: Um vor allem Flüchtlinge zu qualifizieren, sind zusätzliche Maßnahmen in den Bereichen, KiTa, Schule, Berufsvorbereitung und -ausbildung sowie Hochschule notwendig. Das bedeutet Mehrausgaben von 3,5 Milliarden Euro. Der Nutzen dieser Anstrengungen dürfte mittelfristig die Kosten aber überkompensieren.
  3. KiTa-Qualität stärken und zusätzliche Plätze schaffen: Es müssen dringend weitere Plätze in der U3-Betreuung geschaffen werden. Dazu sollte die Qualität der KiTas verbessert werden, indem beispielsweise der Betreuungsschlüssel verkleinert wird. Für diese Maßnahmen wären zusätzlich jährlich 5 Milliarden Euro notwendig.
  4. Schulfrieden schaffen: Statt weitere Strukturdebatten über Schulform oder –zeit zu führen, sollte Schulfrieden geschaffen und darüber nachgedacht werden, wie die Schulqualität weiter verbessert werden kann.
  5. Qualität für Digitalisierung in Schulen sichern: Mit fünf Milliarden Euro will die Bundesregierung die digitale Infrastruktur an Schulen in den kommenden Jahren stärken. Entscheidend wird aber sein, dass digitale Medien im Unterricht als Lehrmittel richtig eingesetzt werden. Dazu müssen Konzepte noch erarbeitet und Lehrer entsprechend qualifiziert werden.
  6. Rahmenbedingungen für gute Schulen schaffen: Für mehr Qualität im Bildungssystem braucht es vergleichbare Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten und im Gegenzug mehr Autonomie für die Schulen, um Impulse für einen Qualitätswettbewerb setzen zu können.
  7. Berufsorientierung stärken: Wichtig ist eine Stärkung der Berufsorientierung an allen Schulformen der Sekundarstufe, um auch über Einkommens und Karriereperspektiven der beruflichen Bildungswege zu informieren.
  8. Kapazitäten für Zuwanderung über das Bildungssystem schaffen: Die Zuwanderung über das Bildungssystem stellt den Königsweg der Zuwanderung dar. Die Hälfte der Absolventen bleibt in Deutschland, sie sind zu einem hohen Anteil erwerbstätig und arbeiten häufig als Experten in Engpassberufen. Deshalb sollten zusätzliche Hochschulkapazitäten für 100.000 ausländische Studenten geschaffen werden. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 800 Millionen Euro.
  9. Arbeitsplatzbezogene Grundbildung stärken: Lesen und Schreiben ist die Grundvorrausetzung für eine gesellschaftliche Teilhabe. Die von Bund und Ländern ausgerufene Dekade der Alphabetisierung bietet große Chancen, die Lese und Schreibfähigkeiten von Erwachsenen zu verbessern. Die Digitalisierung der Wirtschaft wird die Anforderungen an kommunikative Kompetenzen deutlich erhöhen. Eine Stärkung arbeitsplatzbezogener Grundbildung ist dringend nötig, um die Potenziale der Geringqualifizierten zu starken und ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern.
  10. Bildungsfinanzierung vom Kopf auf die Füße stellen: Aus bildungsökonomischer Sicht sollte der Anteil der öffentlichen Bildungsfinanzierung in den frühen Stufen des Bildungssystems höher sein als in marktnahen späteren Stufen.

Wichtig ist, durch eine Mischung aus Anreizen und zielgenauen Investitionen in Integration, frühkindliche Förderung, Ganztagsschulen und Hochschulkapazitäten die Qualität zu stärken.

Es geht bei der Bildungsoffensive nicht darum, Ausgaben für Bildung pauschal zu erhöhen. Mehr Geld führt nicht automatisch zu höherer Bildungsqualität. Wichtig ist, durch eine Mischung aus Anreizen und zielgenauen Investitionen in Integration, frühkindliche Förderung, Ganztagsschulen und Hochschulkapazitäten die Qualität zu stärken. Für diese Agenda wäre eine Ausweitung der Bildungsausgaben um jährlich 12 Milliarden Euro notwendig. Hiermit würden sich die am BIP gemessenen Ausgaben für Bildung und Forschung die Zielmarke von 10 Prozent annähern.

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5 vor 10: Handelsstreit, Protektionismus, Euro, Ukraine, Fachkräfte

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Heute in den Linktipps: Warum Donald Trumps Handelspolitik der Wirtschaft in den USA schadet, welche Probleme durch den steigenden Protektionismus entstehen könnten und was an Angela Merkels Plänen für die Eurozone kritisiert wird. Außerdem geht es um wirtschaftliche Probleme der Ukraine und um das Werben um ausländische Fachkräfte.


1. Die Bauernopfer
(zeit.de, Thorsten Schröder)
Donald Trump erhebt sogenannte Strafzölle auf Produkte aus China, die Regierung in Peking reagiert ihrerseits mit Zöllen auf Waren aus den USA. Das trifft auch diejenigen, denen der US-Präsident eigentlich eine „America first“-Politik versprochen hatte. Zum Beispiel Agrarbetriebe und Autohersteller. Für sie droht nun der wichtige Markt in China wegzubrechen. „Viele US-Unternehmen fürchten, zum Bauernopfer im Kräftemessen zwischen Washington und Peking zu werden“, schreibt Thorsten Schröder.

2. „Wir könnten in einen Teufelskreis rutschen“
(handelsblatt.com, Michael Brächer und Jan Mallien)
Der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Agustin Carstens warnt vor einer wachsenden Gefahr durch Protektionismus für die Weltwirtschaft. „Tatsächlich führt schon die Erwartung einer Eskalation des Protektionismus dazu, dass die Investitionen in manchen Ländern sinken“, sagt er. „Man muss gar nicht warten, bis die Maßnahmen umgesetzt werden.“  Carstens befürchtet, dass internationale Wertschöpfungsketten empfindlich gestört werden könnten.

3. CDU-Wirtschaftsrat geißelt Merkels Euro-Kurs
(welt.de, Dorothea Siems)
Mit EU-Geldern sollen Investitionen in den Mitgliedsstaaten gefördert werden, in Krisensituationen soll es leichter Notkredite geben, und im Fall von hoher Arbeitslosigkeit gibt es zusätzliche Hilfen: Worauf sich Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als Reformvorschlag für die Eurozone geeinigt haben, ist ebenso weitreichend wie umstritten. Aus Merkels eigener Partei kommt nun laute Kritik: „EU-Vollkasko-Versicherung statt Eigenverantwortung, Gleichmacherei statt Wettbewerb sind die neuen Spielregeln“, beklagt der CDU-Wirtschaftsrat.

4. Die Ukraine vergrault die westlichen Geldgeber
(nzz.ch, Matthias Benz)
Die Ukraine steckt in ernsten wirtschaftlichen Problemen. In den kommenden Monaten muss das Land große Teile seiner Auslandsschulden zurückbezahlen. Um das stemmen zu können, braucht die Regierung in Kiew die Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Doch wegen mangelnder Reformen ist das IWF-Hilfsprogramm ins Stocken geraten.

5. Deutschland ist bei ausländischen Arbeitskräften beliebt wie nie
(wiwo.de, Kristin Schmidt)
Die Flüchtlingspolitik spaltet gerade die Regierungskoalition. Bei einem Thema sind sich aber so gut wie alle Seiten einig: Deutschland braucht gut ausgebildete Zuwanderer. Da trifft es sich gut, dass Deutschland bei ausländischen Arbeitnehmern so beliebt ist wie kaum ein anderes Land. Auch die sprachliche Hürde fällt immer weniger ins Gewicht. Trotzdem dürfte es für Unternehmen künftig schwerer werden, Fachkräfte zum Umzug zu bewegen.

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5 vor 10: Gehaltserhöhungen, USA, Plastik, Kinderbetreuung, Harley-Davidson

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Heute in den Linktipps: Warum Frauen seltener Gehaltserhöhungen bekommen, weshalb Barack Obama eine solide Volkswirtschaft vererbt hat und wieso subventionierte Kinderbetreuung mehr Frauen in den Arbeitsmarkt bringen könnte. Zudem beschäftigen wir uns mit der Plastikkrise und Harley-Davidson.


1. Frauen fragen zwar nach Gehaltserhöhungen, bekommen sie aber seltener
(hbr.org, Benjamin Artz, Amanda Goodall und Andrew J. Oswald, englisch)
Eine neue Studie, für die 4.600 Menschen aus Australien befragt wurden, kommt zu dem Schluss, dass Frauen genauso oft nach einer Gehaltserhöhung fragen wie Männer – sie sie aber seltener bekommen. Für junge Frauen scheint sich dies allerdings zu ändern, erklären die Autoren im Harvard Business Review.

2. Trump und die Wirtschaft
(washingtonpost.com, Matt O’Brien, englisch)
In den letzten 16 Monaten seiner Amtszeit sind unter Ex-Präsident Barack Obama fast 3,5 Millionen neue Jobs entstanden, in den ersten 16 Monaten von Donald Trumps Amtszeit waren es nur rund drei Millionen. Matt O’Brien beschreibt, warum Barack Obama eine solide Wirtschaft hinterlassen hat und wie Donald Trumps Politik Gegenteiliges bewirkt: So hätten etwa die Firmen durch die massiven Steuersenkungen vor allem die Zahlungen an ihre Shareholder erhöht.

3. Wie man die Plastikkrise lösen könnte
(bloomberg.com, Adam Minter, englisch)
Acht Länder sind für 63 Prozent des Plastiks in den Weltmeeren verantwortlich, und weltweit werden gerade einmal neun Prozent des Plastiks recycelt. Am effektivsten sei es, diese asiatischen Länder bei der Bewältigung der Müllmassen zu unterstützen und eine Müllabfuhr zu organisieren, erläutert Adam Minter. Verbote und Steuern allein könnten das Problem nicht lösen.

4. Die Effekte subventionierter Kinderbetreuung
(voxeu.org, Francesca Carta und Lucia Rizzica, englisch)
Frauen mit kleinen Kindern haben es häufig schwer, bezahlbare Betreuungsplätze zu finden. Francesca Carta und Lucia Rizzica, Ökonominnen bei der italienischen Zentralbank, haben sich angesehen, inwiefern subventionierte Kinderbetreuung helfen kann, Frauen in den Arbeitsmarkt zu bringen – ohne dass die Kinder darunter leiden. Besonders Betreuung in den Firmen selbst könnte sich lohnen, denn die Betreuung senkt den Reservationslohn.

5. Trump kritisiert Harley-Davidson für Flucht vor Zöllen
(faz.net)
Nachdem die EU neben Einfuhrzöllen auf Whiskey und Jeans solche auch für Harley-Davidson-Motorräder angekündigt hat, erklärt der Zweiradhersteller, Teile seiner Produktion aus den USA auszulagern. Donald Trump kritisiert die Firma scharf – wohl auch, weil seine Strategie, möglichst viele Arbeitsplätze in den USA zu halten, offensichtlich nicht funktioniert.

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5 vor 10: Baukindergeld, Müll, Landminen, Handelsstreit, Biermangel

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Heute in den Linktipps: Es gibt günstigere Alternativen zum Baukindergeld, ein junger Mann will Hunderte Tonnen Müll aus dem Meer fischen, und Landminen behindern die wirtschaftliche Entwicklung. Außerdem: Konzerne müssen bei einer irrationalen politischen Führung nicht patriotisch sein, und mitten in der WM wird das Bier knapp.


1. Stoppt das Baukindergeld!
(zeit.de, Michael Voigtländer)
Mit dem Baukindergeld will die Regierung Familien helfen, die eigenen vier Wände zu finanzieren. Doch die Subvention sei teuer und verfehle ihr Ziel, schreibt Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Es gibt sinnvollere Instrumente: zum Beispiel eine Reduzierung der Erwerbsnebenkosten oder der Grunderwerbssteuer.

2. Der junge Mann und das Meer
(wiwo.de, Varinia Bernau)
Plastikmüll bedroht die Ozeane. Ein junger Tüftler hat Millionen eingesammelt und will die Meere mit seiner Erfindung wieder säubern. In wenigen Monaten wird sich zeigen, ob er zum Helden wird oder zur tragischen Figur.

3. Die Ökonomie der Landminen
(nber.org, Giorgio Chiovelli, Stelios Michalopoulos, Elias Papaioannou, englisch)
Noch immer sind viele ehemalige Kriegsgebiete vermint. Ökonomen haben nun erforscht, wie sich das auf die Wirtschaft der Regionen auswirkt. Sie kommen zu dem Schluss, dass eine rasche Räumung die wirtschaftliche Entwicklung erheblich beschleunigt.

4. Konzerne sind vaterlandslose Gesellen
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
US-Präsident Donald Trump streitet mit Harley Davidson. Er wirft dem Unternehmen vor, das Land zu verraten. Doch der Motorradbauer hat recht: Konzerne müssen rational handeln, wenn die Politik irrational ist.

5. Wird das Bier zur WM knapp?
(manager-magazin.de, Mirjam Hecking)
Heute kämpft Deutschland im letzten Gruppenspiel um den Einzug ins Achtelfinale. England hat das mit seinem 6:1-Erfolg gegen Panama schon geschafft – doch eine Sache könnte der Feierlaune der Briten einen Strich durch die Rechnung machen: Ein akuter Kohlensäuremangel bedroht die Bierversorgung einiger Brauereien.

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5 vor 10: Eurozonenbudget, Wirtschaftspolitik, Supreme Court, Iran, Steuerflucht

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Heute beschäftigen wir uns in den Linktipps mit dem Deal von Kanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, mit fehlenden Visionen in der Wirtschaftspolitik, mit dem Streit um die Nachfolge des unberechenbaren Anthony Kennedy im Supreme Court und mit den tatsächlichen Kosten der Steuerflucht der internationalen Großkonzerne. Außerdem: Warum Trumps Spiel um das iranische Öl zum weltweiten Risiko werden könnte.


1. Merkel und die Spaltung Europas
(cesifo-group.de, Hans-Werner Sinn)
Der Deal zwischen den beiden Staatschefs sei klar, schreibt der ehemalige Präsident des Münchner ifo Instituts Hans-Werner Sinn: „Merkel unterstützt Macrons Forderung nach einem Eurozonenbudget, und dafür unterstützt Macron Merkel bei der Flüchtlingspolitik.“ Damit zahle die Kanzlerin aber viel Geld für etwas, das sie auch so umsetzen könnte, nämlich Flüchtlinge aus Drittländern an der Grenze zurückzuweisen. Sinn erklärt auch, wieso die Zustimmung zum Eurobudget nicht im deutschen Interesse liege.

2. Wie Ökonomen so zurückhaltend wurden
(chronicle.com, Eric Posner und Glen Weyl, englisch)
Dass die Wähler von den USA bis nach Italien desillusioniert von der Politik seien, sich von den Botschaften populistischer Parteien angesprochen fühlten, dafür seien auch die Ökonomen mitverantwortlich, schreiben Eric Posner und Glen Weyl im Chronicle of Higher Education. In der Wirtschaftspolitik fehlten Visionäre – doch worin liegt der Grund dafür?

3. Der Unberechenbare geht
(zeit.de, Thorsten Schröder)
Anthony Kennedy war das Mitglied des Supreme Courts, das sich in den vergangenen Jahren dadurch ausgezeichnet hat, dass seine Stimme unberechenbar war. Nun kündigte er seinen Rücktritt an. Thorsten Schröder erklärt, wieso nun ein erbitterter Streit um seine Nachfolge zwischen Demokraten und Republikanern ausbrechen könnte.

4. Trumps Spiel mit dem Öl wird zum Risiko für die Welt
(sueddeutsche.de, Claus Hulverscheidt und Jan Willmroth)
Die USA drängen ihre Verbündeten dazu, die Ölimporte aus dem Iran auf null zu senken. Wer auch nach dem 4. November noch Öl importiere, könne, so die Drohung, den Zugang zum US-Markt verlieren. Claus Hulverscheidt und Jan Willmroth haben sich angesehen, welche weitreichenden Folgen dies für die Weltwirtschaft, aber auch für Firmen haben könnte, die im Land investiert haben.

5. Was uns Steuerflucht kostet
(blogs.faz.net/fazit, Patrick Bernau)
Die Steuermoral von Apple, Google und Co. sei dürftig, den europäischen Staaten entgingen jährlich Milliarden, weil die Unternehmen ihre Gewinne in Länder verschieben, in denen sie niedrig besteuert werden. Doch wie hoch der Verlust tatsächlich ist, darüber herrscht Uneinigkeit. Patrick Bernau erläutert im Fazit Blog, warum sich die Berechnungen so massiv unterscheiden und wieso sie sogar fast alle zu hoch gegriffen sein dürften.

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5 vor 10: Weltwirtschaft, Prognosen, Fehler, Fußball, Langeweile

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Heute in den Linktipps: Die Probleme der Weltwirtschaft, Kritik an Wirtschaftsprognosen und die Fehlerkultur in Deutschlands Unternehmen. Außerdem geht es um die Ökonomie des Fußballs und die produktive Wirkung von Langeweile.


1. Plötzlich ist da wieder eine German Angst
(sueddeutsche.de, Caspar Busse und Thomas Fromm)
Wohin man auch blickt, die Lage der Weltwirtschaft ist angespannt: Zollkonflikte, Streitigkeiten in der Europäischen Union, ein noch unkalkulierbarer Brexit, steigende Ölpreise und schwankende Währungen. Die schwierige Situation macht sich auch bei deutschen Unternehmen bemerkbar. Die Stimmung in der Wirtschaft verdüstert sich zunehmend. „Es sind ungemütliche Zeiten“, schreiben Caspar Busse und Thomas Fromm. „Und manche glauben, dass das Schlimmste erst noch kommen wird.“

2. Wirtschaftswachstum geht anders
(capital.de, Lars Vollmer)
Für Wirtschaftsforschungsinstitute ist die Prognose des jährlichen Wirtschaftswachstums eine der am meisten beachteten Arbeiten: Medien, Politiker und Manager wollen wissen, wie sich die Konjunktur und die Nachfrage der Verbraucher entwickelt. Der Unternehmer Lars Vollmer sieht die Prognosen aber kritisch: Er vermutet, dass sie in der Lage sind, die Wirklichkeit zu verzerren. Denn wenn die Wirtschaftsforscher pessimistisch sind, dann färbt das auch auf den Mut von Investoren ab. Am Ende könnte eine sich selbst erfüllende Prophezeiung stehen.

3. Deutschland braucht eine neue Fehlerkultur
(welt.de, Carsten K. Rath)
Junge Start-up-Gründer landen in der Regel nicht schon mit der ersten Geschäftsidee einen Durchbruch. Selbst die erfolgreichsten unter ihnen scheitern oft mit mehreren Firmen, bevor eine von ihnen zum Hit wird. Die Erkenntnis, dass Fehler auf der Suche nach Innovationen nicht nur unvermeidbar, sondern oft auch hilfreich sind, hat sich laut Carsten K. Rath in den USA längst durchgesetzt. Hierzulande würden Fehlschläge fälschlicherweise geächtet: „Fehler werden aus einem einfachen Grund als Karrierekiller betrachtet: weil sie es sind. Immer noch.“

4. Kann China auch im Fußball eine Großmacht werden?
(qz.com, Dan Kopf, englisch)
Ökonomisch ist der Aufstieg Chinas nicht mehr aufzuhalten: Dass die Volksrepublik zur größten Volkswirtschaft der Welt wird, ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Regierung in Peking will nun auch im Fußball eine Supermacht werden und plant dafür enorme Investitionen. Der Ökonom Stefan Szymanski, Koautor des Buchs „Soccernomics“, argumentiert jedoch, dass es den Chinesen schwerfallen wird, zu Europa und Südamerika aufzuschließen. Er vergleicht die Situation mit der sogenannten „Middle Income Trap“, die Schwellenländern schon lange zu schaffen macht.

5. Ein Lob der Langeweile
(wiwo.de, Christopher Schwarz)
Bei vielen Menschen, die fest im Berufsleben stehen, ist das Smartphone selbst am Wochenende oder im Urlaub nie besonders weit weg. Irgendwie schleichen sich Arbeit und Ablenkung in viele freie Stunden. Dabei schwören Studien und Buchautoren auf die Langeweile. „Die besten Einfälle kommen den Menschen möglicherweise beim Lungern auf dem Sofa oder beim Aus-dem-Fenster-Gucken im Zug. Wenn sie abschalten. Und wenn sich aus der inneren Leere, aus dem Mangelgefühl plötzlich eine Idee formt“, schreibt Christopher Schwarz.

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5 vor 10: Zölle, Migration, Chancengleichheit, Kryptowährungen, Regierungskrise

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Heute in den Linktipps geht es um die möglichen Vergeltungsinstrumente Chinas gegen die Einfuhrzölle in en USA, um die hohen Verdienste in der Flüchtlingsindustrie und die soziale Mobilität in 148 Ländern der Welt. Zudem beschäftigen wir uns mit den neuen Kryptowährungsgesetzen in Thailand und den Handlungsoptionen für CDU und CSU nach der Eskalation des Asylstreits.


1. Nicht schön für Starbucks, Apple und McDonald’s
(zeit.de, Felix Lee)
Sollte sich der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter verschärfen, dürften auch zunehmend Alltagswaren betroffen sein. Auch wenn China nicht viel aus den USA importiere, könne China Firmen wie Apple, Boeing oder Starbucks leicht schaden, analysiert Felix Lee für Zeit Online. China sei Experte in Sachen Wirtschaftskriegsführung, da müsse man sich nur den Streit mit Japan aus dem Jahr 2012 anschauen – und wie Toyota und Nissan darunter litten.

2. Das Geschäft mit den Flüchtlingen
(faz.net, Rainer Hank)
In sogenannten Anlandungszentren vor den europäischen Grenzen soll geprüft werden, ob Migranten schutzbedürftig im Sinne des Asylrechts seien oder nicht, das ist einer der zentralen Beschlüsse des EU-Gipfels aus der vergangenen Woche. Rainer Hank kommentiert in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, dass das Einrichten solcher Zentren wohl bedeute, viel Geld an afrikanische Länder zu überweisen, denn diese würden bislang gut an der Flüchtlingsindustrie verdienen.

3. Soziale Mobilität in 148 Ländern
(voxeu.org, Ambar Narayan und Roy Van der Weide, englisch)
Wie leicht der Zugang der jüngsten Generation einer Familie zu einer höheren Bildung ist, auch wenn in der eigenen Familie etwa noch keiner studiert hat, das haben sich die Ökonomen der Weltbank Ambar Narayan und Roy Van der Weide in 148 Volkswirtschaften angesehen. Die Studie zeigt vor allem: In Sachen Chancengerechtigkeit ist noch viel zu tun!

4. Thailand und der Bitcoin
(bloomberg.com, Tim Culpan, englisch)
Kurzerhand hat die thailändische Führung ein neues Gesetz beschlossen, um in Zukunft an den Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple zu verdienen. Tim Culpan erklärt bei Bloomberg View, warum sie damit eine Balance zwischen den Menschen schaffen wollten, die die neuen Währungen zum Glücksspiel nutzen, und denen, die sie für schädlich halten. Kann man so trotzdem noch an dem Hype verdienen?

5. Versöhnung ausgeschlossen
(sueddeutsche.de, Nico Fried)
Wenn Merkel und Seehofer getrennte Wege gingen, wäre das eine schwierige Lösung fürs Land, aber auch die ehrlichste für die Union – so beschreibt Nico Fried, Leiter des Hauptstadtbüros der Süddeutschen Zeitung in Berlin, den Streit zwischen CDU und CSU. Nachdem der Konflikt um die Asylpolitik eskaliert ist, dröselt Fried auf, welche sinnvollen Handlungsoptionen es für die Parteien noch gibt.

 

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5 vor 10: Handelsstreit, Ungleichheit, Globalisierung, China, Geld

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Heute in den Linktipps: Warum Trumps Autozölle der US-Industrie schaden könnten, was Ungleichheit von Ungerechtigkeit unterscheidet und wie die Vorzüge der Globalisierung zurück auf die politische Agenda kommen könnten. Außerdem: Chinas Innovationskraft und wie junge Menschen mit Geld umgehen.


1. Die EU warnt Trump vor einem Eigentor
(nzz.ch, René Höltschi)
In dem vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump geführten Handelsstreit ist Europas Autoindustrie das nächste Ziel. Die US-Regierung prüft, ob Autoimporte die nationale Sicherheit der USA gefährden. Das wäre eine Begründung für die Einführung von Zöllen. In Europa hält man dieses Argument für vorgeschoben. Die EU sendet nun eine deutliche Warnung nach Washington: Trumps Pläne würden die USA Milliarden kosten.

2. Wie ungerecht ist Ungleichheit?
(blogs.faz.net, Johannes Pennekamp)
19.000 Menschen verdienen in Deutschland mehr als eine Million Euro pro Jahr. Die Zahl dieser Einkommensmillionäre ist zuletzt spürbar gestiegen. Solche Statistiken rufen in der öffentlichen Debatte oft Ängste hervor. Viele Menschen befürchten, dass die Gesellschaft immer ungerechter wird. Finanzielle Ungleichheit und Ungerechtigkeit ist aber nicht dasselbe. Eine neue Studie versucht nun zu klären, wie groß der Anteil der Ungleichheit ist, der auf unfaire Vorteile zurückgeht.

3. Wie können wir die Vorzüge der Globalisierung erhalten?
(project-syndicate.org, Koichi Hamada, englisch)
Offene Grenzen und freier Handel geraten weltweit zunehmend in Verruf. Nationalisten und Populisten plädieren für Abschottung und Protektionismus. Die Wohlstandszuwächse, die die Globalisierung mit sich bringt, drohen ausgebremst zu werden. Koichi Hamada spricht sich für eine Politik aus, die die globale Vernetzung wieder in den Fokus nimmt – und gleichzeitig darauf achtet, dass der steigende Wohlstand allen zugutekommt.

4, Wie sich China zum Innovationstreiber entwickelt
(hbr.org, Jie Gan und Vijay Govindarajan, englisch)
Unternehmen aus China haben im Westen oft keinen guten Ruf. Ihre Marken werden häufig als billige Kopien europäischer oder amerikanischer Entwicklungen gesehen. Doch das Vorurteil ist immer weniger gerechtfertigt: In einigen Technologiezweigen sind chinesische Hersteller mittlerweile nicht nur Marktführer, sondern auch Innovationstreiber – zum Beispiel bei der Entwicklung von Drohnen. Jie Gan und Vijay Govindarajan analysieren, warum der Erfindergeist sich in China so positiv entwickelt.

5. Jugendliche fühlen sich beim Thema Geld unsicher
(handelsblatt.com, Frank Matthias Drost)
Finanzfragen sind für junge Menschen von großer Bedeutung: Die Finanzierung für das erste Auto, der Umgang mit Kreditkarten oder der Abschluss eines Altersvorsorgevertrags sollten gut durchdacht werden. Doch viele Deutsche unter 25 haben laut einer Umfrage nur wenig Vertrauen in die eigene Finanzkompetenz. Die jungen Menschen lassen sich deshalb oft von ihren Eltern helfen – doch auch die wissen offenbar oft nicht, was sie tun.

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5 vor 10: Fleiß, Haushalt, Müll, Schulden, Ausbildung

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Heute in den Linktipps: Die Deutschen sind weniger fleißig, der Haushalt von Olaf Scholz folgt keiner großen Leitlinie, und immer mehr Lebensmittel werden recycelt. Außerdem: So verteilen sich die Schulden der Welt, und in Frankreich sollen mehr Jugendliche eine Ausbildung machen.


1. Der Elan deutscher Arbeitnehmer sinkt
(manager-magazin.de, Maren Hoffmann)
Der Fleiß der Deutschen lässt offenbar nach: Leistungsbereitschaft über das erwartete Maß hinaus wurde im ersten Quartal 2018 nur bei 12,6 Prozent der Beschäftigten in Deutschland beobachtet. Das sind vier Prozentpunkte weniger als im Vorquartal; der weltweite Durchschnitt liegt bei 15,2 Prozent, die Deutschen liegen damit nun darunter. Das hat der vierteljährlich erscheinende „Talent Monitor“ des Analysehauses Gartner festgestellt.

2. Die schwarze Null reicht nicht mehr
(faz.net, Heike Göbel)
Die Kunst eines guten Bundesfinanzministers besteht darin, die nackten Zahlen im Haushaltsgesetz zu politischem Leben zu erwecken. Olaf Scholz hat das noch nicht geschafft.

3. Sie schmeißen Ihren Müll noch weg?
(wiwo.de, Thomas Stölzel)
Immer mehr Lebensmittel werden recycelt: Aus Fischhäuten werden Handtaschen, aus durchgekauten Kaugummis Turnschuhe. Benutzte Grünteeblätter verwandeln sich in Parkbänke. Und der Kaffeesatz wird nicht mehr gelesen, sondern zu Outdoorjacken verarbeitet.

4. So sind die Schulden auf der Welt verteilt
(capital.de, Capital Redaktion)
Auf 63.000 Milliarden Dollar summieren sich die Staatsschulden auf der Welt. Eine Infografik zeigt anschaulich, wie groß der Anteil der einzelnen Länder an diesem gewaltigen Schuldenberg ist.

5. Ungeliebte Ausbildung
(zeit.de, Karin Finkenzeller)
Nur wenige Jugendliche in Frankreich absolvieren eine Ausbildung, lieber wollen sie studieren. Die Regierung will das ändern und Unternehmen mehr junge Leute ausbilden lassen. Doch es gibt Widerstand gegen die Pläne.

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5 vor 10: IWF, Bildung, Lebenslanges Lernen, Kreditkrise, Andrea Nahles

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Heute geht es in den Linktipps um Risiken für die deutsche Wirtschaft, frühkindliche Bildung für mehr Chancengleichheit, die Grenzen lebenslangen Lernens und um die Kreditkrise in Spanien. Zudem: Andrea Nahles hat in Sigmar Gabriel ihren persönlichen Quälgeist.


1. Diese sieben Risiken bedrohen das deutsche Erfolgsmodell
(welt.de, Jan Dams)
Im neuen Länderbericht erhebt der Internationale Währungsfonds Kritik am deutschen Erfolgsmodell – die Zeichen für die Zukunft „neigen sich zum Negativen“, so steht es dort. Jan Dams erklärt die sieben Gründe, warum Deutschland sich in den Augen des IWF reformieren sollte. Niedrige private Investitionen, schwache Banken oder sinkender privater Konsum sind einige davon.

2. Frühkindliche Bildung kann die Schere zwischen armen und reichen Kindern schließen
(oekonomenstimme.org, Thomas Cornelissen, Christian Dustmann, Anna Raute und Uta Schönberg)
„Kinder mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien profitieren am stärksten von einem frühen Kindergartenbesuch“, ist das Ergebnis einer Studie eines Ökonomenteams um Thomas Cornelissen, Professor für Volkswirtschaftslehre an der University of York. Dafür haben sich die Wissenschaftler den Ausbau frühkindlicher Bildungseinrichtungen in den 1990er Jahren angesehen.

3. Die kognitiven Grenzen des lebenslangen Lernens
(project-syndicate.org, Edoardo Campanella, englisch)
65 Prozent der Kinder im Grundschulalter werden einmal in einem Job arbeiten, den es heute noch nicht gibt, so behauptet es eine Studie. Diese Zahl macht bewusst, wie wichtig es ist, sein Leben lang dazuzulernen. Edoardo Campanella, Future of the World Fellow am Center for the Governance of Change in Madrid, beschreibt, warum das tatsächliche lebenslange Dazulernen wohl Illusion bleiben wird.

4. Die Kreditkrise in Spanien
(voxeu.org, Laura Alfaro, Manuel García Santana und Enrique Moral-Benito, englisch)
Welchen Einfluss Kredite auf die Krise in Spanien hatten, haben die Ökonomen Laura Alfaro, Manuel García Santana und Enrique Moral-Benito analysiert. Sie zeigen, dass gerade die schwachen Banken für einen Angebotsschock in der Wirtschaft sorgten.

5. Nahles‘ Quälgeist
(sueddeutsche.de, Mike Szymanski)
Noch keine 100 Tage ist Andrea Nahles als Bundesministerin für Arbeit und Soziales im Amt – und schon stehle ihr ihr „Quälgeist“ Sigmar Gabriel die Show, schreibt Mike Szymanski. In seinem Beitrag erläutert er, warum Gabriel meint, alles besser zu wissen, und warum Nahles ihn dennoch gewähren lässt.

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Der Markt kann es besser: Wie Deutschland aus der Kohle aussteigen sollte

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Verlust von Arbeitsplätzen, steigende Strompreise, Versorgungslücken, größere Abhängigkeiten von Russland: Der Preis eines überhasteten Kohleausstieg ist hoch. Hinzu kommt: Gut möglich, dass der deutsche Abschied vom Kohleabbau für das Klima nichts bringt. Besser wäre es, so Prof. Dr. Manuel Frondel, den Ausstieg über den Markt zu organisieren.  

Ginge es nach den Umweltverbänden, kann ein Kohleausstieg nicht schnell genug erfolgen. Die Begründung: Ohne einen forcierten Kohleausstieg können die langfristigen Klimaschutzziele Deutschlands nicht erreicht werden. Dabei ist durch die zur Neige gehenden Vorräte und das Ende von Abbaugenehmigungen für die Braunkohle ein Ausstieg ohnehin programmiert und im Laufe der 2040er Jahre zu erwarten. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU 2017) fordert jedoch als Beitrag zum Pariser Abkommen ein Ende der Kohleverstromung bereits bis zum Jahr 2035.

Wenngleich die Zeit bis dahin relativ lang erscheint, ist sie angesichts der langen Investitionszyklen im Kraftwerkssektor sowie des mit einem Kohleausstieg verbundenen Strukturwandels als eher kurz anzusehen − besonders im Vergleich zur Subventionierung der Steinkohleförderung über mehr als ein halbes Jahrhundert. Daher erkennt auch der SRU (2017: 5) an, dass ein zügiger Kohleausstieg mit Herausforderungen verbunden ist: Neben der Sicherung der Stromversorgung sei der Ausstieg für die rund 30.000 direkt in der Kohleindustrie Beschäftigten sowie für die betroffenen Regionen sozialverträglich auszugestalten.

Dies dürfte für die strukturschwachen Regionen in Ostdeutschland, die ohnehin unter hoher Arbeitslosigkeit zu leiden haben, eine besondere Herausforderung sein, vor allem für die Lausitz. Dort spielen die Arbeitsplätze im Braunkohletagebau und in den angrenzenden Kohlekraftwerken noch eine bedeutende beschäftigungspolitische Rolle. Solche Regionen wären von den negativen Wertschöpfungseffekten eines Kohleausstiegs besonders gebeutelt.

Dieser Effekt wäre nicht unerheblich: Statt kostengünstiger heimischer Braunkohle, die von den globalen Energiepreisen gänzlich unabhängig ist, müsste künftig im Vergleich dazu sehr teures Erdgas importiert werden, um die Stromversorgungssicherheit mit Erdgaskraftwerken gewährleisten zu können. Angesichts einer hohen Importabhängigkeit bei Erdgas von über 80 Prozent müsste Deutschland das zusätzlich nötige Erdgas zu 100 Prozent importieren. Die aus der Erdgasgewinnung resultierende Wertschöpfung fände gänzlich im Ausland statt. Dass dadurch die ohnehin bereits hohe Abhängigkeit von Russland bei der Erdgasversorgung weiter stark zunehmen würde, sei nur am Rande erwähnt.

Darüber hinaus macht der bis 2022 erfolgende Ausstieg aus der Atomkraft einen zügigen Kohleausstieg zu einer hohen Herausforderung bezüglich Versorgungssicherheit. So hat Energy Brainpool (2017) im Auftrag von Greenpeace errechnet, dass bei einem Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 neben 30 Gigawatt (GW) Erdgas-Kapazitäten − das entspricht rund 30 Prozent des heutigen konventionellen Kraftwerksparks – über 150 GW Photovoltaik- und etwa 120 GW Windkraftkapazitäten neu installiert werden müssten. Dieser Zubau würde mehr als das Dreifache der im Jahr 2017 vorhandenen PV-Kapazitäten und mehr als das Doppelte der Windkraft-Kapazitäten bedeuten. Damit einhergehend wären Investitionen im hohen dreistelligen Milliardenbereich erforderlich und die Stromversorgung würde sich erheblich verteuern. Es ist allerdings sehr schwer vorstellbar, dass diese Kapazitäten tatsächlich bis 2030 errichtet und die teils erheblichen Widerstände gegen die Installation von Windkraft-Anlagen überwunden werden können. Ein überstürzter Kohleausstieg würde daher die Sicherheit und Bezahlbarkeit der Stromversorgung in Deutschland in hohem Maße gefährden − zum Leidweisen der privaten und industriellen Verbraucher.

Zu all diesen Herausforderungen gesellt sich noch der Makel, dass durch einen deutschen Kohleausstieg für das Klima nichts gewonnen wäre, wenn die Bundesregierung die dadurch frei werdenden Zertifikate nicht aufkauft und vom Markt nimmt. Andernfalls werden die dadurch überschüssigen Zertifikate von anderen Emissionshandelsteilnehmern in Europa verwendet und so etwa Kohlekraftwerke andernorts länger betrieben.

Anstatt, wie in der Koalitionsvereinbarung notiert, ein fixes Enddatum für den Kohleausstieg festzulegen, wäre die neue Regierung vor diesem Hintergrund gut beraten, den Ausstieg dem Markt beziehungsweise steigenden Preisen für Emissionszertifikate zu überlassen. Dies hätte den Vorteil, dass Deutschland mit dem Kohleausstieg keinen klimapolitischen Alleingang in Europa beschreitet, denn damit würde es sich selbst schaden, andere EU-Länder würden jedoch von geringeren Zertifikatpreisen und Stromexporten nach Deutschland profitieren. Wenn es der Europäischen Kommission mit der Erreichung des Klimaschutzziels für das Jahr 2030 Ernst ist, die Treibhausgasemissionen EU-weit um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken, führt an steigenden Preisen für Emissionszertifikate künftig kein Weg vorbei.

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Literatur:

5 vor 10: Griechenland, Handelskrieg, Autozölle, Mindestlohn, Arbeitsbehörde

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In den Linktipps geht es heute um die finanzielle Zukunft Griechenlands, den Handelskrieg zwischen den USA und China und mögliche Importzölle auf Autos. Außerdem: Welche Folgen hat der Mindestlohn in Deutschland, und was macht die neue Arbeitsbehörde der EU?


1. Ist Griechenland nun endgültig gerettet?
(wirtschaftlichefreiheit.de, Dieter Smeets)
Griechenland soll in den kommenden Monaten wieder finanziell auf eigenen Beinen stehen. Dann läuft das letzte Hilfspaket der Eurostaaten aus und Griechenland soll sich wieder an den privaten Kapitalmärkten mit Geld versorgen. Es gibt aber erhebliche Zweifel daran, dass Griechenland seine immer noch große Schuldenlast langfristig tragen kann. Dieter Smeets argumentiert, dass es womöglich billiger wäre, dem Land heute Schulden zu erlassen, als einen Staatsbankrott zu verschleppen.

2. Handelskonflikt zwischen Trump und China eskaliert
(sueddeutsche.de, Jan Schmidbauer)
Heute sind in den USA neue Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft getreten. Gleichzeitig lässt die Regierung von Präsident Donald Trump weitere Strafzölle prüfen, die in zwei Wochen eingesetzt werden könnten. China will auch auf diese Zölle mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren. „Beobachter fürchten, dass sich eine Spirale aus immer neuen Attacken und Vergeltungsmaßnahmen ergeben könnte, weil keines der Länder nachgeben und als Verlierer dastehen will“, schreibt Jan Schmidbauer.

3. Autozölle sind nicht vom Tisch
(faz.net, Alexander Armbruster)
In dem von Amerikas Präsident Donald Trump angestoßenen Handelsstreit prüft die US-Regierung gerade die Einführung neuer Zölle auf Autoimporte. Das würde die deutsche Autoindustrie womöglich hart treffen. Nun gibt es aber einen Funken Hoffnung: Die Regierung in Washington signalisiert einen Verzicht auf die Zölle, wenn auch Europa Zölle abbaut. Will Trump etwa doch ein Handelsabkommen mit Europa, quasi „ein TTIP light“? „Die Zweifel bleiben groß“, schreibt Alexander Armbruster. „Vielmehr drängt sich ein anderer Eindruck auf: Kann es sein, dass Trump zu viele Konfrontationen gleichzeitig austrägt?“

4. Wieso plötzlich alle in Deutschland den Mindestlohn toll finden
(nzz.ch, Christoph Eisenring)
Die Kritik am Mindestlohn ist in Deutschland nach Einschätzung von Christoph Eisenring weitgehend verstummt. Doch die positive Sicht sei verzerrt: „Sie hat damit zu tun, dass in Deutschland dank der guten Konjunktur Jahr für Jahr die Beschäftigung steigt und die Einführung des Mindestlohns überdeckt. Doch diverse Studien zeigen auch: Es gibt durchaus Nebenwirkungen.“ So seien durch die Einführung des Mindestlohns 180.000 Minijobs weggefallen.

5. Europäische Arbeitsbehörde weckt bei der Bundesregierung die Angst vor dem Papierkrieg
(handelsblatt.com, Gregor Waschinski)
Arbeitnehmerfreizügigkeit ist Kernbestandteil der Europäischen Union – und immer mehr Arbeitnehmer nutzen diese Möglichkeit, um sich für die Arbeit in anderen Mitgliedsländern niederzulassen. Eine neue Arbeitsbehörde soll nun dafür sorgen, dass ihre Rechte garantiert bleiben. Sie soll nächstes Jahr die Arbeit aufnehmen. Doch es gibt Befürchtungen, dass die neue Behörde vor allem zu einem führen wird: mehr Bürokratie.

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Wir denken nur an Armageddon: Wo kommt all der Pessimismus her?

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Dank des industriellen Fortschritts auf allen Ebenen leben wir so lange, so selbstbestimmt und so gesund wie nie zuvor, trotzdem fallen uns Nutznießern dazu nur noch Stichworte ein wie Gewinnmaximierung, Lobbyismus und Krebsrisiko. Warum eigentlich? Eine Analyse.

Einmal, als die Kinder noch kleiner waren, fuhren wir aufs Land, um meine Freunde Shoshanah und Marc in Uchte zu besuchen. Abends kamen wir am hell erleuchteten, imposanten Kieswerk in Stolzenau vorbei. Konrad auf dem Kindersitz hinter mir brach in bitterlichen Tränen aus. Er wolle nicht, dass es Fabriken gibt, schluchzte er. Sie machen unsere Welt kaputt und dann können die Tiere nirgends mehr leben. Seine Schwester war auch ganz mitgenommen von dieser finsteren Prognose.

Mir fiel dazu in diesem Moment nur ein, dass der Minivan, in welchem er sich so gern herumfahren lässt, genauso am Fließband hergestellt worden ist wie z.B. seine geliebten Legosteine. Und dass Fabriken nicht automatisch die Welt zu Grunde richten. Konrad glaubte mir kein Wort, hatte er doch mit eigenen Augen im Vorlesebuch gesehen, dass die Bagger und Maschinen vor allem damit beschäftigt sind, die ganze schöne Natur niederzuwalzen, um stattdessen eine blöde Fabrik hinzustellen. Irgendwann sank er, leise wimmernd vor Erschöpfung, in einen unruhigen Schlaf.

Was auch immer seit der Industriellen Revolution menschengemacht über Tier und Natur hereingebrochen ist, kann nur bedrohlich sein, das wissen wir spätestens seit „Karl der Käfer“ und der Ölkrise in den Siebzigern. Zuvor, in der spießigen Frühzeit der Republik, war zumindest die Zukunft besser. Alles würde automatisch flutschen. Selbstfahrende Staubsauger nehmen der Hausfrau tägliche Mühen ab, während der Familienvorstand im Glaskuppelauto ins Büro schwebt. Im Fernsehen lief „Dein Freund, das Atom“ mit dem verehrten Professor Heinz Haber. Der änderte seine Meinung allerdings schlagartig, als er „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome in die Finger bekam. Von da an schockte er im ZDF das Publikum mit der Frage „Stirbt unser blauer Planet?“. Seit den Siebzigern ist „die Industrie“ in der öffentlichen Meinung untendurch, bis heute. Anonym, lebensfeindlich, unersättlich. Soylent Green. Wasserdampf aus Kühltürmen kennen wir nur noch als schwärzlichen, angeblichen Qualm im Gegenlicht. Auch dank des industriellen Fortschritts auf allen Ebenen leben wir so lange, so selbstbestimmt und so gesund wie nie zuvor, trotzdem fallen uns Nutznießern dazu nur noch Stichworte ein wie Gewinnmaximierung, Lobbyismus und Krebsrisiko.

„Während wir bei aller Systemkritik ungebremst konsumieren, verkaufen wir unseren Kindern ihre Zukunft als Endstation.“

Vielleicht stimmt es ja, dass gierige Bonzen, verschworen mit korrupten Regierungen und natürlich mit dem Finanzkapitalismus, uns stopfen wie Mastgänse und die restliche Welt systematisch ausbeuten, als gäbe es kein Morgen. Persönliche Konsequenzen daraus ziehen wir aufgeklärten Bürger im Großen und Ganzen aber nicht. Gerne bestellen wir aus dem industriellen Füllhorn übers Netz bequem zu uns nach Hause, am Black Friday besonders günstig. Klar, was bleibt uns anderes übrig? Ohne iPhone, Laptop, Billy-Regal, Rasenmäher, Kühlschrank, Induktionsherd, Durchlauferhitzer, Fön, Lavalampe, Bluetooth-Lautsprecher, WLAN-Router, Yoga-Leggins und silikonfreies Antischuppenshampoo müssten wir wohl oder übel als Schrate am Rande der Überflussgesellschaft dahinvegetieren, das ist auch nicht schön. Immerhin haben wir den Merinopullover bei Manufactum bestellt und am Wochenende gibt es Biolammkeule mit Buschbohnen aus der Region.

Während wir bei aller Systemkritik ungebremst konsumieren, verkaufen wir unseren Kindern ihre Zukunft als Endstation. Es ist keine Vision im Umlauf, für die sie sich begeistern könnten, da gibt es nur Smogalarm, Plastikmüll und menschliches Versagen. Wir Alten haben vergessen, clevere Ideen jenseits von Schuld und Sühne zu entwickeln. Nirgendwo ein artikulierter Wille, Probleme beherzt anzupacken und dabei im Kleinen oder womöglich sogar bei sich selbst anzufangen. Nirgends die Zuversicht, dass wir gemeinsam etwas Konstruktives auf die Reihe bekommen können, was uns und Gaia den Arsch rettet (sofern das nötig werden sollte).

Dass uns bis zum vielbeschworenen Jahr 2100 in dieser Hinsicht sehr viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen werden als heute, genauso, wie wir im Jahr 2000 in einer völlig anderen Welt lebten, als sich 1918 irgendjemand hätte träumen lassen, dazu fallen uns maximal Blade-Runner/Matrix/Terminator-Dystopien ein: Business as usual, nur schlimmer. Klar, wie sollten wir uns die Zukunft anders vorstellen als eine Verlängerung der Gegenwart? Ende des 19. Jahrhunderts war die größte Sorge der Stadtplaner, wie man wohl dem ganzen Pferdemist auf den Straßen Herr werden könnte, den der zunehmende Verkehr unweigerlich mit sich bringen würde, und wo man all die viele Zugtiere nebst Futter unterbringen sollte. Zum Glück würde sich dieses logistische Problem langfristig von selbst lösen: Im Jahr 2000 würden wir uns vogelgleich von A nach B bewegen, malte man sich aus. Beide Vorhersagen lagen komplett daneben und in der Rückschau erscheinen sie zauberhaft naiv, doch damals waren sie plausibel.

„Wir sehnen uns die guten alten Zeiten herbei, statt zu neuen Welten aufzubrechen.“

Paradigmenwechsel, und die gibt es alle Nase lang, lassen sich nicht vorhersehen, weil die dazu benötigten Entdeckungen oder Erfindungen die vorherige Realität über den Haufen werfen. Warum eigentlich sollten wir nicht in der Lage sein, z.B. ein banales Problem wie den Müll in den Meeren wegzaubern zu können – vielleicht sogar sehr viel eleganter, als wir uns das heute noch vorzustellen vermögen? Das Problembewusstsein ist doch da und immer mehr Menschen sind immer besser ausgebildet. Aber nein, wir haben nur noch einen Weg vor Augen, den nach Armageddon. Und so sehnen wir uns gemeinsam mit Vandana Shiva die guten alten Zeiten herbei, statt im Geiste Jules Vernes und Lieutenant Uhuras zu neuen Welten aufzubrechen.

Auf der Suche nach Lösungen zukünftiger Probleme, die bereits heute absehbar sind (Verschmutzung, Energie, Bevölkerungswachstum, Artenerhaltung), ist unsere vorgeblich progressive Maschinenstürmerei komplett kontraproduktiv. Sie lähmt den Geist. Als nach langer, schwerer Krankheit die geplante Transrapidstrecke zwischen Hamburg und Berlin endlich zu Grabe getragen war, schrieb das Magazin Brand Eins ganz richtig, wir hätten die Fähigkeit verloren, zu träumen. 2014 schlug ein Unternehmen vor, eigenfinanziert eine Seilbahn von St. Pauli aus hinüber in den Hamburger Hafen zu spannen. Ein umweltfreundliches Transportmittel, welches die weltbekannte und beliebte Silhouette verändern würde? Wo denken die hin, wir sind hier doch nicht in Barcelona oder London! Bürgerentscheid Hamburg-Mitte, Vorhaben abgeschmettert, Sieg auf der ganzen Linie. Jede noch so harmlose Veränderung des Status quo wird im Keim erstickt, denn irgendwer wird sich schon auf unsere Kosten bereichern wollen und dabei die Risiken verharmlosen. Bedenkentragen ist ganz einfach und hinterher hat man so oder so recht gehabt. Wir empören uns über „die Industrielobby“ und teilen Glyphosat-Gruselfilme bei Facebook. Solche Posen kosten nichts und bringen dennoch Anstands- und Karma-Punkte. Die einzigen, die fehlen, sind gedankliche Freiheit, Biss, Witz und Kreativität. Diagnose: Wohlstands-Turkey. Mick Hume schreibt: „Der stärkste ‚Ismus‘ unserer Zeit ist nicht der Kapitalismus und sicherlich nicht der Sozialismus, sondern der Fatalismus.

„Wir stehen am angeblichen Abgrund und geißeln uns ein bisschen für unsere eigene Apathie.“

Und so verweigern wir unseren Kindern die Geschichten, in denen das Gute am Ende gewinnt. Falls doch noch welche tief in ihren Seelchen vergraben sein sollten – die meisten kommen ja erst mal als Optimisten zur Welt –, belehren wir sie tagtäglich eines Schlechteren. Hier am örtlichen Gymnasium, neuerdings eine „Klimaschule“, befasst sich mein eigener Nachwuchs seit Monaten ausschließlich mit dem bevorstehenden, menschengemachten Weltuntergang – fachübergreifend in Englisch, Deutsch, Geografie, Biologie, Philosophie und Politik/Gesellschaft/Wirtschaft. Für ein Englischreferat über ihre Vorstellung von ihrer Zukunft prophezeite meine Tochter gestern: „Climate change destroys my future and the future of millions of other young people, too. Our world is a bomb and we are the lighter.“ (Auf meine Frage, ob sie wirklich meine, keine Zukunft zu haben, antwortete Lilli, sie hoffe doch, vermute aber, die Lehrerin wolle etwas in der Art hören.) Immerhin: Mathe, Musik und Sport verbleiben bis auf weiteres schuld- und schockfrei.

Bleibt die Frage, ob das antrainierte Bewusstsein der gebeutelten Umwelt tatsächlich zugute kommen wird, wenn die Schüler_innen erst einmal erwachsen sind. Eine aktuelle Studie belegt nämlich, dass Klimabesorgte die größeren Umweltverschmutzer sind. Wie das? Klimaskeptiker sind eher im konservativen Lager zu finden, und die ziehen individuelle Verantwortung staatlichen Masterplänen vor. Also nutzen sie im Durchschnitt häufiger öffentliche Verkehrsmittel, verwenden ihre Plastiktaschen öfter wieder und kaufen umweltfreundlichere Produkte. (Im übrigen spenden sie mehr für wohltätige Zwecke.) Wir vorgeblichen Umweltfreunde hingegen, unser Moralkonto dank der WWF-Mitgliedschaft und der Vorliebe für Bioläden fett im Plus, können es uns leisten, einen ansonsten wesentlich weniger nachhaltigen Lifestyle zu kultivieren; globale Probleme kann ja ohnehin nicht der Einzelne, sondern allenfalls die UN lösen. Dieser Effekt, Wasser zu predigen und Wein zu trinken, ist bekannt als moralische Lizensierung.

Wenn unsere Generation der Bewussten später mal zur Rechenschaft gezogen werden sollte, dann womöglich nicht nur für Wohlstandssünden wider besseres Wissen, sondern auch für nichtendenwollende Litaneien weinerlicher PessimismusPornografie. Dafür, dass wir fortwährend romantische, gegenaufklärerische Klagelieder in der Tonart „Alles-Wird-Immer-Schlimmer” anstimmen, während wir gleichzeitig Anspruch erheben auf jede Annehmlichkeit und Zerstreuung, die uns der freie Markt bietet. Dass wir „bewusst” handeln, ohne dafür je den Eames-Chair-verwöhnten Mittelklasserücken krumm zu machen, einfach, indem wir Petitionen gegen Chlorhühner unterschreiben, aus Protest bei Aral tanken statt bei Shell oder auf der G20-Demo gegen die Globalisierung sind, weil das ein netter Nachmittag mit Freunden ist und wir hinterher sagen können, wir hätten uns später mal nichts vorzuwerfen, denn wir haben uns gegen „das System” gewehrt, inklusive Beweis-Selfie mit Bullen. Entrüstung als Performance, risikofrei. „Awareness” ist günstig zu haben und wir sehen dabei immer gut aus, wohnen auskömmlich in der geschmackssicher inneneingerichteten Nullenergiewohnung in gentrifizierter Lage, und dürfen trotzdem unter allgemeinem Applaus den Kindern die Zukunft vermiesen, durch Fingerzeigen auf „die Industrie” und durch Jammern auf höchstem Niveau. Wir stehen am angeblichen Abgrund und geiseln uns ein bisschen für unsere eigene Apathie. Das ist echtes „White Privilege”.

Inzwischen ist Konrad 15 und gut drauf. Er hat aber hat trotz aller berufsvorbereitenden Schulpraktika ab Klasse 5 keine Wunschvorstellung von seiner Zukunft, außer vielleicht YOLO. Ich wollte Astronaut werden.


Dieser Artikel erschien am 25.05.2018 als Teil der Reihe „Losing my religion” von Matthias Kraus auf Novo.

5 vor 10: China, Liberalismus, Globalisierung, Brexit, Arbeit

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Heute in den Linktipps: Chinas Suche nach neuen Freunden, ein Plädoyer für den Liberalismus, die Zukunft der Globalisierung und Theresa Mays neue Brexit-Pläne. Außerdem geht es um die spannende Frage, wie wir künftig arbeiten werden.


1. Chinas unheimliche Werbetour
(sueddeutsche.de, Kai Strittmatter)
Kanzlerin Angela Merkel empfängt heute in Berlin den chinesischen Regierungschef Li Keqiang. China will das Gespräch auch nutzen, um neue Partner im Handelskonflikt mit den USA zu gewinnen. Die Regierung in Peking sieht sich als verantwortungsvollen Akteur im Gegensatz zu den unverantwortlichen USA, analysiert Kai Strittmatter. „Chinas Selbstbild als mustergültige Freihandelsnation hat mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. China agiert noch immer weit protektionistischer als dies die USA jemals taten.“

2. Eine Lanze für den Liberalismus!
(wiwo.de, Thomas Mayer)
Der freie Handel ist in die Kritik geraten. Protektionismus statt Freiheit ist zum Leitsatz vieler Politiker geworden. „Wollen wir Freiheit und Wohlstand erhalten, ist aber die Rückkehr zur liberalen Ordnung nötig“, schreibt Thomas Mayer. „Dazu müssen vor allem die Eigentumsrechte der Bürger vor dem Zugriff des Staates besser geschützt werden, denn zur Freiheit gehört, dass der Einzelne über das von ihm durch seine Leistungen erworbene Eigentum verfügen kann.“

3. Die schlimmere Globalisierung
(blog.tagesanzeiger.ch, Markus Diem Meier)
An der Globalisierung gab es auch vor Donald Trump viel Kritik. Früher kam sie aber vorwiegend aus dem linken Lager. Angeprangert wurde, dass sich zu wenig um die Verlierer der Globalisierung gekümmert werde. Die Globalisierungsgegner haben aus Sicht von Markus Diem Meier aber jetzt kaum Grund zur Hoffnung auf Besserung. „Ein Handelskrieg, wie ihn US-Präsident Trump nun anzettelt, hat in erster Linie zur Folge, dass die bestehenden Außenhandelsbeziehungen und Wertschöpfungsketten stark gestört zu werden drohen. Das führt nicht zu einer besseren Globalisierung, sondern zu geringeren Investitionen und steigenden Kosten.“

4. Mays Kabinett wird erwachsen
(fr.de, Sebastian Borger)
Die britische Premierministerin Theresa May hat schon wieder einen Minister verloren. Dieses Mal verabschiedet sich Brexit-Minister David Davies, weil er die neuen Pläne zum EU-Austritt nicht teilt. May schwebt nämlich nun offenbar ein „weicher Brexit“ vor. Sie will unter anderem eine Freihandelszone mit der EU. Sebastian Borger sieht die Entwicklung positiv. Die EU habe es erstmals mit dem Dokument eines erwachsenen Verhandlungspartners zu tun.

5. Neun Thesen zur Zukunft der Arbeit
(capital.de, Johanna Röhr, Ines Timm und Johanna Felde)
Die Bloggerinnen Johanna Röhr, Ines Timm und Johanna Felde haben sich zwei Monate lang in New York nach der Zukunft der Arbeit umgesehen. Zurückgekommen sind sie mit neun Thesen. Eine davon nimmt die Illusion, dass es den Traumjob wirklich gibt: „Wenn die meisten von uns eine Sache nicht machen werden, dann wohl irgendwo 20-jähriges Firmenjubiläum zu feiern“, schreiben sie. „Zukünftig werden wir Jobs danach auswählen, was uns in dem Moment herausfordert – und sie deshalb auch öfter mal wechseln.“

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5 vor 10: Seidenstraße, Migration, Freihandel, Brexit, Handelskonflikte

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Heute beschäftigen wir uns in den Linktipps mit dem Einfluss der Chinesen auf wichtige Handelsrouten, mit den wahren Ursachen für die Flucht nach Europa und der neuen Strategie für den Brexit von Theresa May. Zudem beschäftigen uns die Vergeltungslogik im Handel und die aktuellen Konflikte im Spiegel der Geschichte.


1. Die Wächter der neuen Seidenstraße
(nzz.ch, Jürg Kürsener)
China schüttet Riffe und Atolle zu künstlichen Inseln auf, unterhält einen 36 Hektar großen Stützpunkt am Horn von Afrika und baut eine neue Seidenstraße auf – alles mit dem Ziel, strategisch Einfluss zu nehmen und wichtige Handelsrouten abzusichern. Jürg Kürsener erklärt außerdem, welche Rolle der vergrößerten Schiffflotte dabei zukommt.

2. Europas Flucht vor der Realität
(zeit.de, Andrea Böhm)
Die Politiker Europas brüten über Ideen für die künftige Flüchtlingspolitik, es geht um Transitzonen, Auffanglager und das Ende der Seenotrettung im Mittelmeer. Dabei gebe es in Deutschland genau genommen gar keine Flüchtlingskrise, schreibt Nahost-Korrespondentin Andrea Böhm. Denn 80 Prozent der Flüchtlinge würden in einem Land nahe ihrer Heimat bleiben, wie etwa der Türkei, Pakistan oder Uganda. Um künftig die Fluchtursachen zu bekämpfen, helfe die Erkenntnis, dass die europäische Lebensweise anderen Menschen schade.

3. Wer Wohlstand will, braucht freien Handel
(sueddeutsche.de, Mario Larch und David Stadelmann)
Im Streit um Einfuhrzölle würden die Europäer US-Präsident Donald Trump als bösartigen Schuldigen darstellen. Doch so einfach sei es nicht, kommentieren die Professoren der Volkswirtschaftslehre der Universität Bayreuth, Mario Larch und David Stadelmann, denn auch die EU hantiere mit zahlreichen Zöllen, technischen Handelsbarrieren und Subventionsmaßnahmen. Stattdessen sollte Europa den ersten Schritt machen, um die Vergeltungslogik zu durchbrechen.

4. Und nun ein Soft-Brexit?
(wirtschaftlichefreiheit.de, Wolf Schäfer)
Es scheint, als strebe Theresa May einen Strategiewechsel in den Brexit-Verhandlungen an: Statt eines harten Brexit solle Großbritannien für die EU ein Freihandelspartner werden. Wolf Schäfer hat sich die Pläne angesehen und erklärt, warum die EU sich von der Sorge verabschieden sollte, Großbritannien würde „Rosinen picken“.

5. Der US-Konflikt mit China im Spiegel der Geschichte
(washingtonpost.com, Heather Long, englisch)
Die USA haben sich schon häufiger über Handelsstreitigkeiten mit ihren Partnern überworfen. In den dreißiger Jahren etwa hätten sie Strafzölle in Höhe von 45 Prozent erhoben auf ein Drittel der importierten Güter. Heute gehe es gerade einmal um 25-Prozent-Zölle auf weniger als vier Prozent der Güter, erklärt Heather Long in der Washington Post.

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5 vor 10: Zinsen, Daten, Zölle, D-Mark, Brexit

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In den Linktipps geht es heute um die Folgen der Niedrigzinsen für die Finanzindustrie, den Kampf gegen Filterblasen und die nächste Runde im Handelskrieg. Außerdem: Wie wichtig war die Geldpolitik zu Zeiten der D-Mark für Deutschlands wirtschaftlichen Aufstieg? Und wie wird Brexit-Verfechter Boris Johnson in Erinnerung bleiben?


1. Niedrigzinsen müssen kein Todesurteil sein
(FAZit, Gerald Braunberger)
Banken und andere Finanzunternehmen klagen seit langem über sehr niedrige Zinsen und Anleiherenditen. Aber stellen niedrige Zinsen wirklich eine Existenzgefährdung für Finanzhäuser dar, fragt Gerald Braunberger. Eine bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) angesiedelte Arbeitsgruppe hat sich dieses Themas angenommen. Ihre Schlussfolgerung lautet: Dramatisierungen sind unangebracht, weil Finanzunternehmen die Fähigkeit besitzen, sich an ein Umfeld anzupassen. Aber je länger die Zinsen sehr niedrig bleiben, umso größer werden die Risiken für die Finanzstabilität.

2. Fakten gegen Filterblasen
(Fehradvice, Gerhard Fehr)
Fakten liefern uns das Gerüst, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Digitalisierung: Sie schafft nicht nur ständig neue Daten, sondern ermöglicht uns auch, diese Daten zu verstehen und aufzubereiten. Gerhard Fehr präsentiert drei Beispiele.

3. Die gute Seite des Handelskriegs
(wiwo.de, Konrad Fischer)
Der Handelsstreit zwischen den USA und China geht in die nächste Runde. Die Regierung in Washington bereitet neue Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar vor. Für die Weltwirtschaft ist der Konflikt eine große Gefahr. Er hat laut Konrad Fischer aber auch eine gute Seite: Seit der US-Präsident die ganze Welt bedrohe, hat der Drang zu mehr Freihandel deutlich zugenommen, schreibt er. Als Folge sind derzeit zahlreiche Freihandelsabkommen in Arbeit.

4. Ging mit der D-Mark mehr als eine Währung verloren?
(welt.de, Hermannus Pfeiffer)
Die Deutsche Mark war ebenso Symbol wie Garant für Deutschlands wirtschaftlichen Aufstieg im 20. Jahrhundert. Die Währung galt als hart und stabil, das Vertrauen der Bundesbürger in die Bundesbank schien grenzenlos. Hermannus Pfeiffer warnt jedoch davor, die Rolle der damaligen Geldpolitik überzubewerten: „Letztlich dürfte die Geldpolitik weniger Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung haben als harte realwirtschaftliche Fakten wie Infrastruktur, Technik, Bildung und soziokulturelle Eigenheiten wie die Mitbestimmung.“

5. Boris Johnson hat Großbritannien ruiniert
(nytimes.com, Jenni Russell, englisch)
Boris Johnson war eine der Galionsfiguren der Brexit-Bewegung: Er versprach den Briten enorme wirtschaftliche Vorteile, die ein Austritt aus der Europäischen Union bringen würde. Nachdem er die Abstimmung gewonnen hatte und zum Außenminister geworden war, gelang es ihm aus Sicht von Jenni Russell aber nicht, einen realistischen Plan aufzuzeigen, um die Versprechen auch einzulösen. Sie beschuldigt den nun zurückgetretenen Minister der Unehrlichkeit – mit dramatischen Konsequenzen für das Land.

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5 vor 10: Handelskrieg, Brexit, Federal Reserve, Lohnunterschiede, EU

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Heute beschäftigen wir uns in den Linktipps mit möglichen Szenarien für den Brexit, mit Bankkonten direkt bei der Zentralbank und den Lohnunterschieden zwischen Männern und Frauen. Zudem fragen wir, wie sich ein Handelskrieg vermeiden lässt und ob die USA in Sachen Nationalstaat ein Vorbild für die EU sein können.


1. Wie man einen Handelskrieg vermeidet
(project-syndicate.org, Dani Rodrik, englisch)
Die Investitionen aus dem Ausland sind in den USA um ein Drittel zurückgegangen. Einzelne Firmen kündigten an, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Kurzum: Donald Trumps Handelspolitik ist nicht so erfolgreich wie erhofft. Dani Rodrik, Professor für Internationale Wirtschaftspolitik an der Harvard University, erklärt auf Project Syndicate, warum auch Europa und China einen Handelskrieg – auch im eigenen Interesse – vermeiden sollten.

2. Und jetzt, Theresa May?
(zeit.de, Marcus Gatzke und Bettina Schulz)
Der Streit um den Brexit eskaliert, zwei Minister sind zurückgetreten und weitere haben dies angekündigt. Wie könnte der Brexit ausgehen? Marcus Gatzke und Bettina Schulz zeichnen drei mögliche Szenarien für einen Austritt: No Deal, No Brexit und Brexit Light benennen sie die Optionen und beschreiben die jeweiligen Vor- und Nachteile für Großbritannien und die EU.

3. Ein Konto bei der Zentralbank
(npr.org, Stacey Vanek Smith und Cardiff Garcia, englisch, Podcast)
Obwohl die Leitzinsen in den USA schrittweise angehoben wurden, ist davon bei den Kunden kaum etwas angekommen. Stacey Vanek Smith und Cardiff Garcia klären im Interview mit dem Juristen Morgan Ricks, welche Vorteile es hätte, wenn stattdessen alle Amerikaner ein Konto direkt bei der Zentralbank hätten.

4. Wie sich Lohnunterschiede erklären lassen
(voxeu.org, Henrik Kleven, Camille Landais und Jakob Egholt Søgaard, englisch)
Noch immer sind es häufig die Frauen, die sich bei der Geburt eines Kindes überwiegend um den Nachwuchs kümmern. Das ist aber nur ein Grund für die Unterschiede der Löhne zwischen Männern und Frauen, wie eine Untersuchung der Wissenschaftler Henrik Kleven, Camille Landais und Jakob Egholt Søgaard zeigt. Die anderen beiden Gründe haben in den vergangenen Jahrzehnten allerdings deutlich an Gewicht verloren, weisen die Ökonomen anhand von Daten aus Dänemark nach.

5. Können die USA ein Vorbild für die EU sein?
(blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets, Tobias Straumann)
Immer wieder wird gefordert, die EU solle sich in einen großen Nationalstaat verwandeln, ganz nach dem Vorbild der USA. Tobias Straumann erklärt, warum man Europa nicht mit den USA vergleichen kann und weshalb darum ein solches Bestreben schwer umzusetzen sein dürfte.

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5 vor 10: Brexit, Spitzensteuersatz, Handelsabkommen, USA, Bulgarien

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Heute in den Linktipps: Wie sich Theresa May die Handelsbeziehungen nach dem Brexit vorstellt, wie der Spitzensteuersatz immer mehr Menschen betrifft und welche Handelsabkommen zwischen Europa und den USA denkbar sind. Außerdem geht es um die wirtschaftlichen Folgen von Donald Trumps Zöllen auf die USA und den Euro-Beitritt Bulgariens.


1. Wie sich Briten den Handel nach dem Brexit vorstellen
(faz.net, Marcus Theurer)
Die britische Premierministerin Theresa May hat mit ihren neuen Brexit-Plänen bereits für viel Wirbel gesorgt: Ihr Brexit-Minister trat zurück, dann auch ihr Außenminister. Und auch US-Präsident Donald Trump äußert sich nun kritisch. Doch worum geht es überhaupt? Gestern hat May die Details vorgelegt. Sie will eine Freihandelszone mit der EU, aber nur was Güter angeht. Dienstleistungen bleiben außen vor. Und der Zuzug von EU-Bürgern soll beschränkt werden.

2. Bereits drei Millionen Deutsche zahlen Spitzensteuersatz
(wiwo.de, Christian Ramthun)
Die Zahl der Deutschen, die den Spitzensteuersatz zahlen müssen, steigt weiter an. Zuletzt kamen 140.000 Personen hinzu. Bereits Menschen, die aufgrund ihres Einkommens eigentlich zur Mittelschicht zählen, werden mit dem Spitzensteuersatz belastet. Die FDP beklagt, dass die im Koalitionsvertrag versprochene Entlastung ausbleibe.

3. Doch kein Krieg der Sterne?
(zeit.de, Mark Schieritz)
Europa und die USA streiten sich seit Monaten um die Handelspolitik. Im Vordergrund stehen dabei die sogenannten Strafzölle der USA auf Aluminium und Stahl aus Europa und die drohenden Zölle auf Autos. Angesichts der verheerenden Wirkung, die ein Handelskrieg zur Folge hätte, wird aber auch über Auswege diskutiert. So könnte es zu neuen Handelsabkommen kommen, zum Beispiel für die Autoindustrie.

4. Die ökonomischen Auswirkungen des Handelskriegs
(project-syndicate.org, Barry Eichengreen, englisch)
Die Strafzölle von Donald Trump gelten bereits seit Monaten. Die Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft scheinen bisher aber überraschend milde auszufallen. Auch auf den US-Aktienmärkten läuft es trotz der Konfrontation mit China und Europa nach wie vor sehr gut. Barry Eichengreen warnt jedoch davor, dass die Ruhe trügen könnte. Der wirtschaftliche Schaden könnte sich demnach erst in einigen Monaten zeigen.

5. Bulgarien macht einen ersten Schritt zum Euro
(nzz.ch, René Höltschi)
2022 könnte die Eurozone ein neues Mitglied haben: Die Finanzminister der Euro-Staaten haben zusammen mit der Europäischen Zentralbank nun einen Fahrplan vorgelegt, wie Bulgarien die Gemeinschaftswährung einführen kann. Das Land wird mit der Übernahme des Euro auch der Bankenunion beitreten müssen. Bis es so weit ist, sind aber noch einschneidende Strukturreformen nötig.

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5 vor 10: Kupfer, Virtuelle Währungen, Handelskrieg, Fußball-WM

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Heute in den Linktipps: Die Kupferpreise sind ein schlechtes Omen für die Weltwirtschaft, virtuelle Währungen könnten reguliert werden und Zölle gegen China schaden auch Deutschland. Außerdem: Heils Rentenpaket löst keine Probleme, und Banken lieferten schlechte WM-Prognosen.


1. Kupferpreise im freien Fall
(welt.de, Holger Zschäpitz)
Der Wert von Kupfer ist in den vergangenen Monaten stark gesunken. Der Kursverfall von Industriemetallen ist brisant. Diese Rohstoffe sind ein verlässlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung. Vor allem die Kurse von Kupfer reagieren intensiv auf konjunkturelle Umschwünge. In der angelsächsischen Welt ist von „Dr. Copper“ die Rede, der der globalen Ökonomie eine Diagnose ausstellt, die verblüffend oft sogar zutrifft.

2. Müssen virtuelle Währungen reguliert werden?
(Wirtschaftsdienst, Oliver Read und Karin Gräslund)
Bitcoin und andere virtuelle Währungen werden zunehmend wichtiger. Sie sind kein Geld, aber werden von einem größer werdenden Nutzerkreis als Zahlungsmittel und Vermögensanlage verwendet. Notenbanken und Aufsichtsbehörden haben aber Risiken identifiziert und sehen Regulierungsbedarf. Zu den Herausforderungen zählen der Verbraucherschutz und die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Welche Geldfunktionen virtuelle Währungen erfüllen, wie umfangreich der Markt ist, was bisher reguliert wurde und welche Regulierungen geplant sind, stellen Oliver Read und Karin Gräslund dar.

3. Trumps Zölle gegen China treffen die ganze Welt
(scmp.com, John Ross, englisch)
Der Handelsstreit zwischen China und den USA eskaliert weiter. Die Zölle sind nicht nur schlecht für die beiden Staaten, auch die Unternehmen anderer Volkswirtschaften werden in Mitleidenschaft gezogen. Betroffen sind beispielsweise deutsche Firmen, die in China produzieren und von dort in die USA exportieren.

4. Heils Renten-Versprechen sind heikel
(sueddeutsche.de, Henrike Roßbach)
Arbeitsminister Hubertus Heil verteilt Milliarden an Rentner, aufkommen müssen dafür die Beitragszahler. Zukunftssicher macht er das System damit nicht. Die wirklichen Probleme kommen erst Mitte des nächsten Jahrzehnts auf die Rentenversicherung zu, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.

5. Investmentbanken machten falsche WM-Prognosen
(guardian.com, Arwa Mahdawi, englisch)
Bei der Vorhersage von Aktienkursen bekleckern sich Banken häufig nicht mit Ruhm. Auch den Fußball-Weltmeister versuchten die Finanzexperten prognostizieren. Die Ergebnisse waren bescheiden.

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